Einführung in den Modellflug
Zunächst wollen wir zusammenstellen, was ein zukünftiger Modellflieger alles können und besitzen sollte...
1. Grundausstattung
Zunächst wollen wir zusammenstellen, was ein zukünftiger Modellflieger alles können und besitzen sollte, um mit nicht allzu viel Frustration seinem Hobby frönen zu können. Grundsätzlich gilt – wie bei fast allen Dingen des Lebens -, daß beim Geld ausgeben nach oben keine Grenzen gesetzt sind. Also stellen wir hier nur Richtpreise, wie sie im Rahmen des Modellbaukurses üblich sind (für Anfänger), dar.
Modell
Der Panda ist im Modellbaugeschäft (in der Grundversion) für ungefähr 40 € zu haben. Beim Baukurs kommen 5-10 € Materialkosten hinzu (das ist verglichen mit einem Eigenbauversuch sehr günstig). Dazu kommen noch Porenfüller und ggf. Farben für jeweils 3–4 €. Das Modell beschränkt sich damit allerdings nur auf die Holzteile mit den Ruderanlenkungen.
Elektroteile (beweglich)
Um die Ruder bewegen zu können (d.h. um ein freiflugfähiges Modell zu erhalten) sind zusätzlich Servos (Rudermaschinen) notwendig. Es werden zwei Standardservos gebraucht, zum Kostenpunkt von jeweils ungefähr 10-15 €. Meist sind diese beim Kauf des Senders (s.u.) mit in der Packung enthalten. Für die Motorsegler ist ein Motor (Speed 400 o. ä.) für ungefähr 5-10 € mit Spinner, Spinnerkappe und Klappluftschraube notwendig (zusammen ungefähr 10-15 €). Kauft man einen Elektropanda so sind diese Teile (bis auf die Servos) für zusammen ungefähr 70 € in der Packung mit enthalten(!).
Elektroteile (zur Steuerung)
Dazu ist bei der Elektroversion ein Steller notwendig (Kontronik 1000 oder Schulze) für etwa 20-25 €. Ein Schalter (5-8 €) ist zwar nicht notwendig, aber von erheblichem Vorteil. Dazu gehört auch noch der Empfänger. Ein sinnvoller Empfänger kostet einzeln ungefähr 60 €; wird aber beim Sender i.a. mitgeliefert (s.u.). Weiterhin wird (mindestens) ein Akkupack mit 6-7 Zellen benötigt (kostet ungefähr 25 €); besser sind zwei – zum Wechseln.
Sender
Die Sendeanlage muß mindestens 3 Kanäle besitzen und eine Frequenz die für Modellflugzeuge zugelassen ist (40, 35 oder 35B-Band). Der Sender an sich ist relativ günstig (auf dem Flohmarkt bekommt man die schon für 10-20 €!). Das was den Sender so teuer macht ist der Vorteil (vor allem für Anfänger), daß in der Packung mindestens ein Servo, oft zwei und ein passender Empfänger enthalten ist. Mit einigem zusätzlichem - mehr oder weniger nützlichem - Kleinkram kostet eine 4-Kanal Einsteigeranlage 125-150 €. Die kann i.a. jahrelang verwendet werden). Hinzu kommen Quarze für Sender und Empfänger (jeweils ungefähr 15 €) und Einzelakkus (8 Stück für zusammen ungefähr 15 €) für den Sender.
Sonstiges
Fürs Laden der Akkus sollte ein Ladegerät für Netzspannung 230 V (Standardausführung) vorhanden sein - entweder frei regelbar oder jeweils Ausgänge für 50, 60, 140 und 180 mAh. Damit kann es auch für Taschenlampenakkus oder Kassettenrecorder verwendet werden(!) - ist schon für 30 € zu haben. Auf dem Platz wäre ein 12 V Schnelladegerät von Vorteil (ab 65 €). Es sollte möglichst 8 Zellen laden können. Der Ladevorgang sollte mit mindestens 2A vorgenommen werden können (bei 3A dauert es ungefähr 15 Minuten bis die Pandaakkus geladen sind). Damit auf dem Flugplatz nicht soviel Einzelteile herumliegen ist ein geeigneter Koffer (Baumarkt 7,50 €) oder zumindest eine Plastiktüte (ggf. gratis) von erheblichem Vorteil.
Persönliche Voraussetzungen
Ein Modellflieger, der den Ehrgeiz besitzt selbstgebaute Modelle zu fliegen, sollte lange einsame Nächte mit konzentrierter Feinarbeit nicht scheuen. Findigkeit, Improvisationstalent und Ideen sind gefragt. Geduld und Fingerspitzengefühl sind Voraussetzung. Bei manchen, die es so richtig gepackt hat, sind – nachweislich – sogar schon Ehen daran zerbrochen.
Sollte der Anfänger den Ehrgeiz besitzen, das Fliegen mit einem Modell zu lernen, wäre ein Kollege – der das schon kann – ein wesentlicher Faktor die Erstfrustrationen zu verhindern. Zudem wäre Geduld, Ehrgeiz und eine Portion Hartnäckigkeit nicht ganz unangebracht. Selbst die besten Piloten haben mit Abstürzen angefangen und bisher sind nur die Flieger – keine Meister – vom Himmel gefallen.
2. Was alles zu beachten ist
Der erste Versuch ist meistens schwer – doch die folgende Checkliste entlastet das Gedächtnis und schützt vor ersten Frustrationen:
Noch daheim sollte:
1. das Modell geprüft werden, ob alles fest sitzt (Servos!) und nur das wackelt, was wackeln soll;
2. der Akku geprüft werden, ob er (voll!) geladen ist – ansonsten nachladen;
3. das Modell einmal startfertig zusammengebaut werden, ob alles vollständig ist;
4. eine Ruderfunktionsprüfung durchgeführt werden, ob der Ausschlag in die richtige Richtung erfolgt und die Ausschlagweite richtig und nach jeder Seite gleich ist;
5. geprüft werden, ob der Motor auf vollen Touren läuft, der Spinner fest genug sitzt und die Kabel vom Motor zum Regler richtig fest verlötet sind;
6. der Sender geprüft werden (geladen?); Hebel richtig belegt?
7. die Trimmung an der Fernsteuerung muss bei den Prüfungen in der Mitte stehen – wenn nicht: richtigstellen an den Servos!
8. geprüft werden, ob alles vollständig ist (z. B. Kabinenhaube, Tragflächensteckungen, Akku, Fluggummis etc.);
9. geprüft werden, ob alle Bestandteile des Ladegerätes vorhanden sind.
10. das Modell richtig eingetrimmt werden (durch verschieben des Akku’s) und ggf. am Akku eine entsprechende Kennzeichnung vorgenommen werden.
Auf dem Platz sollte bevor es los geht:
1. zuerst die Frequenzklammer besorgt werden;
2. das Ladegerät angeschlossen werden;
3. der Sender zusammengebaut werden (alles fest?);
4. das Modell vollständig zusammengebaut werden (alles fest?);
5. der Empfänger geprüft (Reichweitentest) werden;
6. die Ruderstellung (gerade) mit Funktionsprüfung durchgeführt werden (Trimmung am Sender);
7. eine vollständige Funktionsprüfung (Motor, Servos etc.) durchgeführt werden;
8. ein guter Werfer – und bei einem Anfänger ein erfahrener Pilot als Ausbilder –gesucht werden;
9. vor allem die Ruhe bewahrt werden!!!
Auf keinen Fall macht es Sinn, als Anfänger sich eine grüne Wiese zu suchen und das Modell einfach einmal auszuprobieren. Das ist erstens gefährlich und zweitens geht praktisch kein solcher Erstversuch gut!
Übrigens:
Es ist verboten, zudem grob unsportlich und auch gefährlich wenn auf dem Flugplatz - vor einschalten seines Senders - der Pilot sich nicht vergewissert, daß keiner mit dem gleichen Kanal/gleicher Frequenz gerade eingeschaltet hat.
3. Warum ein Modell eigentlich fliegt
Und jetzt die entscheidende Frage: „Warum fliegt das Modell eigentlich, obwohl es schwerer als Luft ist?“. Dafür sind die drei Dinge Tragflächenprofil, EWD und Motor wesentlich. Zuerst zum Tragflächenprofil (kurz: Profil). Dadurch, daß bei gekrümmten Flächen – wie in (Abb. 1.1/2; © Neckar-Verlag GmbH; ISBN 3-7883-0124-4) der Zeichnung dargestellt - die Luft oben schneller als unten vorbeifließen muß, entsteht über der Tragfläche ein Unterdruck, unter der Tragfläche ein Überdruck. Die Tragflächen werden also – solange die Strömung der Luft „anliegt“ angehoben – und mit ihnen das ganze Modell (wie die Pfeile das verdeutlichen). Je schneller ein Modell ist und je stärker die Krümmung, desto stärker ist die Druckdifferenz zwischen Ober- und Unterseite. Leider steigt mit stärkerer Krümmung und höherer Geschwindigkeit auch der Luftwiderstand – und zwar wesentlich schneller als der Auftriebsgewinn durch den Druckunterschied.
Wird der Luftstrom am Profil unterbrochen, so wird dies als „Strömungsabriß“ bezeichnet – eine Situation die bei einem Anfänger unbedingt vermieden werden sollte, denn dann kommt das Ding unweigerlich dem Erdboden näher.
Für die Flugeigenschaften ist nicht nur das Profil wesentlich sondern auch der Winkel den es mit dem Höhenleitwerk bildet. Dieser wird als „Einstellwinkel“ bezeichnet. Da das Höhenleitwerk (beim Panda) immer bestrebt ist, den geringsten Widerstand der Luft entgegenzusetzen, pendelt sich das Modell in Richtung Höhenleitwerk ein. Dadurch bekommen die Tragflächenunterseiten – wie beim Drachen – zusätzlichen Druck auf die Unterseiten und heben das ganze Modell mit an. Grundsätzlich ist: je größer der Einstellwinkel, desto stärker ist der Auftrieb. Leider neigt das Modell bei zu großem Einstellwinkel dazu senkrecht in den Himmel zu „schießen“, um dann nach Strömungsabriß (wenn der Schwung aufgebraucht ist) schneller auf den Boden zurückzukommen.
EWD und Profil genügen bei einem Segler schon, sich in die Lüfte zu schwingen. Bei vielen Modellen ist zusätzlich ein Motor notwendig, der eine Antriebswelle (oder Motorwelle) rotieren läßt. Auf die Antriebswelle ist ein sog. Spinner aufgesetzt der mit rotiert und die an ihm angebrachten Propellerblätter (Luftschraube) herumwirbelt. Diese sind in sich gedreht und sollten (bei richtiger Drehrichtung) Luft in Richtung Höhenleitwerk blasen. Das eigentlich Wichtige bei der Sache ist, daß der Propeller die Tendenz hat, durch die Zugkraft das Modell in die Höhe zu ziehen – ähnlich wie ein Hubschrauber. Dem wirkt man entgegen, indem die Motorwelle nicht gerade angebracht wird, sondern etwas nach unten gerichtet, also im negativen Winkel. Der Winkel wird als „Motorsturz“ bezeichnet und sollte gerade so groß sein, daß das Modell bei Vollgas gerade fliegt (oder leicht steigt – je nach Bedarf).
Beim Starten ist darauf zu achten, daß schnell „Strömung an den Tragflächen anliegt“. Deshalb sollte der Modellstart gegen den Wind und mit kräftigem geraden(!) Wurf erfolgen (wie beim Speerwurf, damit der Widerstand an den Tragflächen gering bleibt und das Modell möglichst wenig abbremst oder der o. g. Luftdruck das Modell in die Höhe schießen läßt). Da beim Start – wegen der nur langsam steigenden Geschwindigkeit – sehr viel Akkustrom verbraucht wird (relativ zum Normalflug) ist eine große Flügelfläche und ein starker Motor von Vorteil. Kleine Flugmodelle mit hoher Flächenbelastung müssen deshalb mit kräftigem Schwung abgegeben werden, damit sie nicht in der Startphase zuviel Höhe verlieren. Grundsätzlich sollte bei jedem Start zuerst Höhe gewonnen werden, bevor das Modell richtig in der Luft eingetrimmt wird oder irgendwelche Kapriolen in der Luft ausprobiert werden.
Die Landung sollte ebenfalls möglichst gegen den Wind erfolgen, damit das Modell abgebremst und die Landestrecke kurz gehalten wird. Höhe sollte man dabei durch Kreisen des Modells verlieren – nicht durch Tiefenruder, denn dann wird das Modell schneller. Wer einmal einen Albatros hat landen sehen, kann sich vorstellen welche Landestreckenprobleme große Segelflieger haben. Sie schweben noch endlos knapp über dem Boden und sind Querwinden fast hilflos ausgeliefert. Übrigens – Außenlandungen sind möglichst zu vermeiden – und wenn es notwendig sein sollte, immer nur einer in den Acker laufen.
Autor: Dr. Burkhard Disch